Navigation

Südfrankreich 2017

unterwegs

Südfrankreich 2017

Unser VW California konnte es kaum erwarten, wieder auf grosse Tour zu gehen. Noch vor zwei Wochen haben wir ihm einen kleinen technischen Service gegönnt (ein bisschen Öl da, ein bisschen Reifendruck dort). Zwei Tage vor der Abreise gings dann ans Beladen; kleine und grosse Dinge, die man «en route» so braucht, Bettdecken, Wasser, Ladekabel usw. Samstag Abend waren wir bereit und einer alten Tradition folgend haben wir noch eine Runde zu Lilly’s beim Lochergut gedreht – nach soviel Packen hatten wir einfach keine Lust mehr, zu kochen…
Der Sonntag hat sich trotz Ostern als idealer Reisetag erwiesen; die A1 bis Lausanne war butterweich; nix Stau, keine angespannte Nerven, dafür schon ein bisschen savoir vivre… Nach einem Stopover in Lausanne bei einem feinen Brunch bei Alex & Charlotte (merci beaucoup) gings mit Notpass (die ID von Francis ist bestellt, die nächsten 10 Jahre können wir wieder unbeschwert abreisen) über die französische Grenze nach Lyon. Auffallend: In Frankreich ist die AKW-Dichte bedeutend höher als in der Schweiz. Aber wir wollten ja Strom-abwärts. Ins Rohne-Tal nach Lyon. Nachdem wir vor zwei Jahren Ende Dezember am «Fête de lumières» dort waren (es war schweinekalt und fotografieren nur mit dem Risiko, dass die Chlüppli [Dialekt, Finger] abfrieren, möglich, erschien uns dieser Ort – übrigens die zweitgrösste Stadt von Frankreich – als der ideale Landeplatz, um eine längere Pause einzulegen. Wir haben in einem modernen Stadtteil logiert, welcher mit dem Museé de Confluence architektonisch seinen Abschluss findet. Natürlich haben wir unsere Fotoapparte ausgepackt. Perfektes Licht von der goldenen bis zur blauen Stunde. Dieses Mal bei angenehmen Temperaturen, wohlwissend, dass diese in der Schweiz nochmals eingebrochen sind.
Und wie heisst die Autobahn, die nach Süden führt? Genau: l’autoroute du soleil. Und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Bei jedem Grad, welches der Thermometer im California mehr angezeigt hat, gabs einen Schluck aus der Pulle (Sigg-Isolierflasche, Wasser gekühlt). Und ohne wir uns versahen – sassen wir bei 20 Grad am Sandstrand an der Ardèche. Wie der Sand allerdings dort hingekommen ist, bleibt uns ein Rätsel. Nur soviel: Kurze Hosen, Sonnencrème Faktor 50 und Mütze, also erstmal eine volle Dosis Südfrankreich-Sonne pur. Dazu ein laues Lüftchen, welches sich in den nächsten Tagen mit immer stärker werdenden Böen zu einem veritablen Wind verwandelte. C’est le Mistral – die Oldies unter uns denken dabei an Surfbretter, die Mediterranen wissen, was damit gemeint ist. Es ist sozusagen der Föhn der Franzosen, nicht ganz so warm, aber mindestens so heftig. Einziger Vorteil: Es gibt kein Kopfweh und keine Mücken. Wir waren wir stehengeblieben. Richtig: Auf einem Parkplatz am Ufer der Ardèche. Von dort gings mit einigen Kurven Richtung Avignon – ihr wisst schon: sur le pont d’Avignon.

Teil 2

Der Weg dorthin führt uns nach Uzès. Aus gut unterrichteter Quelle haben wir erfahren, dass in den Städten Alès, Uzès und NÎmes am meisten SchweizerInnen leben – ob mit Ferienhaus oder fix als Résisdant wissen wir nicht. Es soll aber den kolportierten Kalauer „Alles üse nimm“ geben. Das ist für Linguisten etwas schwierig zu übersetzen und darum lassen wir das. Die Nacht haben wir in einem Zeltplatz ganz in der Nähe von Uzès (lies Üse) verbracht – der Mistral hat uns fast das Dach über dem Bus weggefegt und die Böen haben sich im oberen Beaufort-Bereich bewegt. Und ganz unter uns: Der Morgen war frisch. Seitdem wir uns über den Mistral schlau gemacht haben, wissen wir, dass dieser als TGV für Polarluft fungiert. Dafür gibts blauen Himmel und tolle Fernsicht frei Haus.
In Uzès war Marktag und ein buntes Treiben auf dem Hauptplatz festzustellen – inklusive Brocken Schweizerdeutschem Dialekt (siehe oben). Die ganze Provence lag auf den Marktischen ausgebreitet; frisches Gemüse, Oliven, -öl, verschiedene Käse, Wurstwaren, Obst, Fleisch, Fisch, Brot und vieles mehr. Menschen, die mit gefüllten Körben durch die Gassen strömen, direkt vom Händler/Bauern/Metzger kaufen, ein paar nette Worte da, ein freundliches Lachen dort. Keine Verpackung, keine weiten Transporte und vor allem keine Bezahlautomaten, die Einkaufen zu einem unpersönlichen Erlebnis machen. Einkaufen wie Gott in Frankreich eben. Da verzichten wir gerne auf die Cumulus-Punkte oder Sammelkleber für irgendwelche nutzlosen Goodies.

Nun aber wieder in den Bus – am Ende des Tages wollen wir in Avignon sein – diesmal in einem Bed & Breakfest direkt in der Innenstadt. Noch wenige Kilometer trennen uns vom Ziel, da werden wir auf den braunen (braun = Sehenswürdigkeit) Wegweiser „Pont du Gard“ aufmerksam. Kurzentschlossen biegen wir ab und landen bei einem UNESCO-Welterbe (Ist das eigentlich noch ein Gütesiegel? Gibt es noch irgendetwas auf Google-Map, das nicht UNESCO-Welterbe ist?). Anyway. Im Grunde genommen ist das Pont du Gard eine dreistöckige Brücke, die von den Römern erbaut wurde, um Wasser von Uzès nach Nîmes zu transportieren. Obwohl die Strecke von Uzès nach Nîmes nur 20 Kilometer Luftlinie misst, wurde die Wasserleitung fast 50 Kilometer lang. Wie genau die Römer das berechnet (Gefälle etc.) haben bleibt der Wissenschaft bis heute schleierhaft. Wer mehr dazu wissen will findet im Internet ausreichend Material. Wir haben uns dieses Monunment angeschaut und waren von der Grösse der Konstruktion überrascht. Die Brücke überspannt einen Fluss (Sinnigerweise heisst dieser „Gard“ oder „Gardon“), welcher sich durch felsenreiches Gebiet schlängelt. Sehr schön. Wer dies fotografisch umsetzen möchte ist gut beraten, dies am Abend zu tun, da das Licht in der Provence tagsüber sehr grell und hell ist. Einen Abstecher ist der Pont du Gard aber allemal wert.

Und wenn wir schon von Grösse sprechen, reiht sich der Papstpalast von Aviginon nahtlos ein – selbstverständlich auch UNESCO-Welterbe und imposant ohne Ende. Wir konnten diesen in der goldenen Stunde besuchen, aber trotz sanfter Beleuchtung scheint dieser Palast laut zu schreien: Du musst draussen bleiben – hier kommst du nicht rein. Die Hälfte der Mauerhöhe hätte bei weitem gereicht, aber eben, bigger is better. Das wusste man offensichtlich schon um 1300. Und natürlich haben jeweils die neuen Päpste grad noch ein bisschen angebaut. Wer jetzt meint, der Papst wohnt nur in Rom, muss wissen, dass es eine Zeit gab, in welcher zwei Päpste (und Gegenpäpste) installiert waren. Klingt komisch, ist aber so.

Avignon ist dominiert von diesem Palast, wobei die meisten wohl an die Pont d’Avignon denken, die nur noch eine halbe Brücke ist, weil sie nicht mehr ganz intakt ist und darum mitten in der Rôhne aufhört, Brücke zu sein. Die Frage bleibt also im Raum, ob man überhaupt von einer Brücke sprechen kann, aber so what.

Dass Avignon ursprünglich sehr gut befestigt war, zeigt die Stadtmauer, die sich 5 Kilometer lang um die Altstadt spannt. Und richtig: Auch Avignon ist UNESCO-Kulturerbe. Gegegessen haben wir – ganz per Zufall – quasi im Vorbeigegehn, in einem tollen Restaurant: La Fourchette hat uns mit Dorade auf Gemüsebeet und Kartoffelbrei verwöhnt. Eine Entdeckung war das grüne Bier (Verte du Mont Blanc au Genepi) aus dem Montblanc Massiv, welches mit Ginster versetzt ist; es schmeckt anfänglich wie eine Panaché, wirkt dann aber leicht bitter nach – sehr lecker! Erst beim Verlassen haben wir gemerkt, dass dieses Restaurant von Gault-Millau ausgezeichnet wurde – das Essen war ausgezeichnet – der Preis äusserst moderat (Liebe Grüsse an die Hochpreis-Insel Zürich). Insgesamt nehmen wir aus Avignon viele positive Eindrück mit…

Weiter gehts nach Isle-sur-Sorgue – dem Venedig der Provence. Da steigen die Erwartungen natürlich schon ein paar Prozentpunkte nach oben. Leider waren diese mit der Realität nicht deckungsgleich – das Städtchen wird zwar durch viele kleine Fliessgewässer durchzogen, zollt aber dem Tourismus seinen Tribut: ein grober Mix von Restaurants, Souvenier-Shops und Verkaufsläden mit provencalischen Produkten verleiht dem Städtchen wenig Flair. Andere Teile sind etwas heruntergekommen und baufällig (das würde allerdings zu Vendig passen). Fazit: Der Umweg nach Isle-sur-Sorgue hat sich für uns nicht gelohnt. Plan B war Saint-Rémy-de-Provence. Auf einem schönen Zeltplatz haben wir uns dort auf des Ende des Mistrals gefreut und nochmal eine Nacht mit tiefen Temperaturen verbracht, um am nächsten Tag auf den Spuren von Vincent van Gogh, welcher in den Jahren 1889/90 in der Psychiatrischen Klinik des örtlichen Klosters Saint-Paul-de-Mausole behandelt wurde, zu wandeln…

Teil 3

Was für Hollywood der „Walk of fame“ ist, heisst in Saint-Rémy-de-Provence „Promenade dans l’univers Van Gogh“. Ob Van Gogh allerdings auch gerne spaziert ist, wissen wir nicht, jedenfalls hat er ausgiebig in der Gegend gemalt. 21 Bildtafeln sind auf dem Spazierweg, der aus dem Städtchen führt, angebracht. Man bekommt ein ungefähres Bild von der Landschaft und dem damaligen Leben, auch wenn sich in den letzten 130 Jahren einiges verändert hat. Ganz bis zum Schluss haben wir es nicht mehr geschafft – der Berg ruft. Berg? Ja am Ende des Spaziergangs türmen sich Felsen auf, die bereits das nächste Etappenziel erahnen lassen; les Baux-des-Provences im Gebiet der „les Alpilles“ (ein kettenartiger Hügelzug in der Provence). Der Ort war auf unserer Strassenkarte mit zwei Sternen gekennzeichnet – also touristisch sehr interessant. Leider nicht nur für uns. Und um was geht es in les Baux-de-Provence? Es handelt sich um ein kleines Städtchen mit Burg auf Felsen gebaut. Ohne die vielen Touristen und den damit verbunden Shops wäre das eine tolle Szenerie… Wir haben den Besuch nach gefühlten zehn Minuten abgebrochen und den Dorfpolizist gefragt, was die nähere Umgebung sonst noch zu bieten hat. Seine Antwort: Carrières de Lumières. Noch nie davon gehört? Wir auch nicht. Eins vorweg: Wir waren nach dem Besuch sprachlos vor Begeisterung. In einem stillgelegten unterirdischen Steinbruch mit über 25 Meter hohen, planen Wänden findet ein multimediales Spektakel statt, welches Seinesgeleichen sucht. Der überdimensionale Raum wird mit unzähligen Projektoren bestrahlt – jedes Jahr startet ein neues Programm mit Bildern bekannter Künstler. Diese Saison: Breugel, Bosch und Arcimboldo. Das Ganze untermalt mit Musik. Unglaublich. Nicht mehr und nicht weniger. Was man allerdings wissen sollte: unbedingt einen Pulli mitnehmen, denn im inneren des Steinbruchs ist es relativ frisch und das ganze Spektakel dauert über 30 Minuten. Und: Die Bilder von Breugel und Bosch sind nicht unbedingt leichte Kost – für Kinder unter 10 Jahren wohl eher nicht geeignet (Im Mittelalter ging es in jeder Hinsicht happig zu und her).


Von den Hügeln der „Alpilles“ sind wir weiter nach Arles gefahren – einerseits, um einen Abstecher nach Saintes-Maries-de-la-Mer, wo der Name Programm ist (Meer) und um andererseits das Thema Van Gogh abzuschliessen (Vincent van Gogh Foundation Arles). In Arles findet zudem einer der grössten Märkte der Provence statt; die ganze Hauptstrasse von Arles ist dazu gesperrt und man kann dann an den Ständen eigentlich alles kaufen, was man zum Leben braucht. Überhaupt scheint es in den Städten wenige bis keine Warenhäuser im eigentlichen Sinn zu geben und die Gentrifizierung ist noch nicht so weit fortgeschritten. Arles gibt sich im Frühling wenig aufgeregt und wirkt sehr sympathisch. Die Stadt ist zu Fuss gut zu erforschen und die Orientierung dank Amphietheater sehr einfach.

Das dort immer noch Stierkämpfe stattfinden, ist für uns eher schwierig nachzuvollziehen. Die Torros sind allerdings omnipräsent – überall Stierhörner und Anspielungen aufs Thema Stierkampf. Genauso unaufgeregt wie Arles als Ganzes zeigt sich auch das bereits erwähnte Museum. Sehr klein für einen grossen Künstler. Gerade mal acht Bilder von Van Gogh sind zu sehen. Viele Van Gogh-Bilder hängen wohl in den ganz grossen Museen der Welt, oder irgendwo bei potenten Privatsammlern… Wir haben uns dafür noch die berühmte Ziehbrücke von Arles angeschaut, welche Van Gogh gemalt hat. Dank Google und Co. war diese, etwas ausserhalb von Arles gelegene Brücke, nach einigem Hin und Her auch zu finden. Für alle Hardcore-Van-Gogh-Fans, die auch dorthin pilgern wollen; es handelt sich beim Exponat nicht mehr um die Original-Brücke, sondern um einen Nachbau.

Und natürlich ist die Landschaft auch nicht mehr ganz so wie früher. Wie gehts eigentlich dem Mistral? Puh, der bläst in Saintes-Maries-de-la-Mer mit ganzer Wucht. Der Traum vom „am Strand liegen“ löst sich in GoreTex-Faserpelz-Outfit auf. Trotzdem: Meer ist Meer und das entschädigt für die Fahrt durch die Camargue und den starken Wind. Saintes-Maries-de-la-Mer besteht allerdings vornehmlich aus Ferienwohnungen, kleinen Hotels und Restaurants und man kann zaghaft erahnen, was sich dort im Sommer abspielt. Pferde (vor allem Weisse) haben wir natürlich auch gesehen – wild sind diese allerdings schon lange nicht mehr. Nach einem weiteren Landschaftswechsel landen wir am Abend unverhofft in der Festungsstadt Aigues-Mortes, welche als einer der schönsten Städte Frankreichs gilt…

Die Rückfahrt nach Arles mit Pink Floyd im Bus, untergehender Sonne im Rücken und traumhafter Landschaft der Camargue – so könnte man stundenlang durch die Nacht fahren… Unser nächstes Ziel: Côte Bleu und Aix-en-Provence…

Teil 4

Zwischen der Camargue und Marseille, beim Étang de Berre befindet sich die Côte Bleue, welche zu unserem Erstaunen nicht an erster Steller in der einschlägigen Reiseliteratur fungiert. Einsame Palmenstrände, türkisblaues Wasser, Korallenriffe mit unzähligen Fischarten? Nicht ganz, aber trotzdem sehr schön, weil erfrischend unaufgeregt zu dieser Jahreszeit. Ein Leuchturm in La Couronne und viele Badebuchten laden zum Verweilen ein. Blaue Stunde am Meer – menschenleer – so muss Meer sein. Und natürlich haben wir unseren Bus auf dem Hügel so hingestellt, dass wir ungetrübte Meersicht geniessen… Der Name der Küste ist übrigens Programm – viel Blau in allen Schattierungen und im Gegensatz zur Côte d’Azur wenig zubetoniert. Als Abschluss geniessen wir ein Picknick direkt am Meer mit Sicht nach Afrika…

 

Was fehlt noch zum südfranzösischen Triple AAA? Avignon und Arles hatten wir bereits besucht, bleibt also noch Aix. Aix-en-Provence, um genau zu sein. Damit verbunden auch ein Wechsel von Van Gogh zu Paul Cézanne, dem berühmten Sohn der Stadt. Schon damals gab es die Achse „Aix-Paris“ und auch Paul Cézanne verweilte einige Male dort. Seit der TGV allerdings diese beiden Städte in etwas mehr als drei Stunden verbindet, sind die Preise in Aix merklich gestiegen und Aix gilt als zweitteuerste Stadt Frankreichs. Damit lässt sich auch erklären, warum in einer Stadt mit etwas weniger als 150’000 Einwohnern mitten auf dem Hauptplatz ein überdimensionierter Apple-Store steht. Überhaupt wirkt Aix auf den Boulevards gross-städtisch – der Vergleich zu Paris liegt auf der Hand. Trotzdem: Die Stadt mit den vielen Brunnen und Plätzen ist sehr sympathisch. Eine Anreise mit Auto allerdings nicht zu empfehlen; wenig Parkplätze und ein relatives kompliziertes Umfahrungssystem mit unzähligen Ein- und Ausfahrten – wir haben unserem Navi mehrere Male misstraut, als es uns in und um Aix herumführte. Logiert haben wir darum etwas ausserhalb und sind mit dem ÖV eingefahren (Der Bus war einfach etwas grösser). Über Paul haben wir einiges erfahren; jedenfalls hatte er keine Lust, in die Fussstapfen seines Vaters (ein erfolgreicher Banker) zu treten. Cézanne wollte malen und ist nach langem Suchen und zahlreichen erfolglosen Versuchen in der Natur der Provence fündig geworden. Leider haben wir eines seiner berühmten Motive, den Mont Sainte-Victoire, nur verhüllt gesehen. Zum Abschluss haben wir einen Abstecher zur Vasarely-Foundation gemacht. Victor Vasarely hat mit schlichten geometrischen Formen räumliche Illusionen gestaltet. Seine Vision: Ein Zeichen gegen die visuelle Verschmutzung von Städten setzen. Mit dem Bau eines architektonischen Zentrums – ein im Grundriss wabenförmiger Bau – bei Aix-en-Provence ist ihm dies anfänglich gut gelungen. Leider ging der Stiftung aber das Geld aus und so modern die übergrossen Kunstwerke in den Hallen aus den frühen Achtziger-Jahren regelrecht dahin. Aus Mosaiken fallen einzelne Teile, die Sitzgruppen laden nicht zum Verweilen ein. Schade. Nun ist aber etwas Licht am Horzizont – es gibt endlich staatliche Mittel, um wenigstens die nötigsten Renovationen am Bau zu tätigen.

Wir fahren weiter in den Luberon – eine Bergkette mitten in der Provence. Ganz ungeplant landen wir in Lourmarin, einem pitoresken Dorf mit Schloss und entschliessen uns, dort zu übernachten. Der Mistral hat sich zwar temporär verabschiedet, die Temperaturen sind aber etwas unter 10 Grad – wir sind froh um die Standheizung im California und geniessen nach einem Apéro im Dorf ein gemütliches Essen im Bus…

Zum Abschluss unserer Reise besuchen wir den Ockerbruch bei Rustrel – den sogenannten Colorado. Vor allem bei Sonnenlicht leuchten die verschiedenen Fels und Gesteinsformationen in allen Ockerfarben – von Gelb über Orange, Rot, Braun und allen erdenklichen Zwischenstufen. Nach einem kurzen Spaziergang erreicht man die Skulpturen am Chemin des fées und wähnt sich nicht mehr in Europa, sondern irgendwo in einem Wüstengebiet mit etwas Vegetation. Harmonische Formen in allen Farbschattierungen bieten ein überwältigendes Schauspiel der Natur. Wetter- und Saisonbedingt waren an diesem Tag eher wenig Menschen unterwegs – im Sommer muss es allerdings sehr viele Besucher am Start haben. Mit ein wenig Geduld (oder einem Graufilter) gelingt es, Bilder ohne Menschen zu machen. Bei strahlendem Sonnenschein wirken die Farben fast unnatürlich. Wir haben uns wohl fast zwei Stunden im Ockerbruch verloren und sind in die Farben und Formen eingetaucht. Gutes Schuhwerk und Kleidung, die man gut reinigen kann, sind von Vorteil. Zur Auswahl stehen übrigens zwei Rundwanderungen zwischen ein bis zwei Stunden Länge. Bei Nässe und Regen kann es allerdings sehr rutschig und matschig sein und es empfiehlt sich, die markierten Trails nicht zu verlassen…

Mit fast 2000 Fotos und vielen Eindrücken tanken wir unseren Bus ein letztes Mal auf, bevor es dann via Grenoble nach Genf und auf der – wie immer stauanfälligen  A1 nach Zürich geht – bei 6.5 Grad, heftigem Regen und unruhigem Verkehr. Bienvenue à Zurich.

 

Chris en route

Archive